"Wir haben viel Gutes gesehen & sind geistl. gewachsen"

Alzbeta Matejovská ist Pfarrerin der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in der Tschechischen Republik und ehemalige GAW-Stipendiatin. Sie berichtet uns von der Arbeit in ihrer Gemeinde in der Zeit der Corona-Pandemie:

„Ich habe mich gefreut zu sehen, wie viele Menschen in den letzten Monaten Mundschutze genäht haben für andere, die das nicht können. Ich habe mit meinem Mann und meiner 2-jährigen Tochter auch viel genäht: für das Hospiz, das Krankenhaus, die Leute in unserem Dorf und in unserer Gemeinde. Das war eine erste wichtige Sache, die wir tun konnten.

Außerdem habe ich zwei Monate lang die Gottesdienste über YouTube gesendet. Für Gründonnerstag habe ich mit der Jugend eine Passionslesung vorbereitet. Die Jugendlichen haben zu Hause jeweils eine Passage eingelesen und mir geschickt. Danach habe ich alles zusammen mit Musik geschnitten. 

Unsere Gemeinde hat die Sozialkontakte vermisst. Das konnte ich am 25.5. gut sehen, als die Präsenz-Gottesdienste wieder anfingen. Trotz der Beschränkungen wollten viele sich treffen. Seit 1. Juli können wir uns wieder ohne Mundschutz treffen. Das finde ich gerade für die Gottesdienste sehr wichtig. Man kann gut singen, sprechen, die Schwerhörigen können vom Mund ablesen, was ich sage usw. Trotzdem gibt es viele, die ich nach den Lockerungen noch nicht gesehen habe – die immer noch Angst haben sich zu treffen. Deshalb suche ich immer neue Wege, wie ich gerade auch diese Menschen ansprechen kann und für sie da sein kann. 

Das einzige ungelöste Problem ist die Frage des Abendmahls. Wir trinken das Abendmahl aus einem Kelch – so was kann man momentan nicht praktizieren. Viele Gemeinden suchen jetzt nach einer Alternative, mit der sich die Gemeindeglieder identifizieren können. 

Unsere Kirche hat währenddessen ein tolles digitales Angebot aufgebaut: Jeden Tag postet eine Pfarrerin/ein Pfarrer eine Andacht und ein Laie schreibt ein Gebet. In geistlicher Hinsicht war es eine sehr lohnenswerte Zeit. Ich muss aber bei solchen Überlegungen immer an die denken, die die Krankheit eingeschränkt hat, die gestorben sind oder bei denen jemand gestorben ist. Ich bete für sie und wünsche ihnen Gottes Beistand.“